Ich glaube, das war die erste Klassenarbeit, die mir richtig Spaß gemacht hat.

Schülerin, 8. Klasse
Klausur ohne Aufsicht

Hendrik Haverkamp

Deutsch: Eine Argumentation zu einem Sachverhalt verfassen

Eine klassische Argumentation in der Jahrgangsstufe 8 wurde in ein zeitgemäßes Format überführt: Die Schüler*innen verfassen die Klassenarbeit ohne Aufsicht am Laptop, alle Hilfsmittel sind zulässig und der kollaborative Austausch während der Klassenarbeit ist nicht nur erlaubt, sondern erwüscht.

Unterrichtsvorhaben

Das Unterrichtsvorhaben zielte darauf ab, neben den fachlichen Kompetenzen (Argumentation) auch den Prüfungsprozess selbst mit den Schüler*innen in den Blick zu nehmen. Während der Unterrichtsreihe lernten die Schüler*innen, Standpunkte klar zu formulieren, Argumente (aus fremden Texten) zu sammeln, zu gewichten, diese mit Beispielen und Expertenmeinungen zu belegen, Gegenargumente zu entkräften und im Rahmen einer schriftlichen Stellungnahme Forderungen und Wünsche für die Zukunft zu formulieren.

Mithilfe einiger Methoden des design thinking wurde zusammen mit den Schüler*innen ein zeitgemäßes Prüfungsformat als Prototyp entwickelt, erprobt und im Anschluss evaluiert. Ziel des Prozesses war es, dass die Schüler*innen in einem angstfreien Setting ihren Kompetenzzuwachs optimal nachweisen können.

Formatreflexion

Raum

festgelegt
frei wählbar

Für die Schüler*innen wurden zwei Räume in der Schule reserviert: Ein Klassenraum, in dem geredet und kommuniziert werden durfte, und die Schulbibliothek als einem Ort der Stille, wo konzentriert gearbeitet werden konnte. Die Klassenarbeit begann für alle Schüler*innen im Klassenraum mit der Veröffentlichung der Arbeit auf dem Lern-Management-System (LMS). Im Anschluss durften die Schüler*innen während der Klassenarbeit die Räume selbständig wechseln. So starteten beispielsweise viele Schüler*innen im Klassenraum, wo sie sich untereinander über die Aufgaben und Themen austauschten, gingen zum konzentrierten Konzipieren und Schreiben der Argumentation in die Bibliothek und kehrten später in den Klassenraum zurück, um sich über die fertigen Arbeiten auszutauschen.

Zeit

festgelegt
entgrenzt

Die Klassenarbeit wurde an einem Schulvormittag geschrieben. Im Vorfeld hatten die Schüler*innen angegeben, die größte Sorge bei Klassenarbeiten sei die Zeitnot. Aus diesem Grund sollte die Schüler*innen den halben Schulvormittag Zeit bekommen.

Die Ausweitung der Bearbeitungszeit auf 3 Schulstunden berücksichtigt, dass die Schüler*innen zusätzliche Zeit benötigen für:

  • die Themenauswahl (5 Argumentationsthemen standen zur Wahl)
  • die Recherche zu ihren Themen im Internet und in der Schulbibliothek
  • die Anfertigung eines Dokumentationsbogens, der die genutzten Hilfen und den Schreibprozess erfasst
  • die Durchführung einer Evaluation zur Klassenarbeit
  • die Abgabensicherung auf dem LMS

Material

vorgegeben
frei wählbar

Für die Argumentation erhielten die Schüler*innen eine Präsentation mit 5 unterschiedlichen Themen. Jede Folie enthielt einen Bildimpuls, eine thematische Fragestellung sowie einige Begriffe (#), die man bei der Recherche berücksichtigen konnte. Die Schüler*innen konnten sich aus den 5 Themen ein Thema frei wählen.

Präsentation

Zu Recherchezwecken konnten die Schüler*innen ihren Laptop oder auch das Angebot der Schulbibliothek völlig frei nutzen. Auch Mitschüler*innen dienten als Inspirationsquelle.

Um den Klassenarbeitsprozess und die in Anspruch genommenen Hilfen transparent zu machen, bekamen die Schüler*innen einen Dokumentationsbogen, den sie während der Klassenarbeit ausfüllten.

Am Ende wurden die Schüler*innen eingeladen, an einer Umfrage via Edkimo teilzunehmen.

Aufgaben

geschlossen
offen

Die Schüler*innen sollen den Klassenarbeits-Prozess dokumentieren und eine klassische Argumentation verfassen.

Hilfsmittel

keine
freie Wahl

Die Schüler*innen haben die Klassenarbeit auf ihrem eigenen Laptop geschrieben. Sie konnten während der Klassenarbeit auf alle selbstgewählten Materialien (analog und digital) zurückgreifen, konnten Mitschüler*innen und selbst die Lehrperson fragen, Bücher in der Schulbibliothek nutzen, mussten jedoch jede in Anspruch genommene Hilfe im Dokumentationsbogen festhalten.

Sozialform

einzeln
zusammen

Die Schüler*innen geben eine je individuelle Klassenarbeit ab. Während der Erstellung ist es ihnen erlaubt, sich von den Mitschüler*innen Inspirationen geben zu lassen. Welche Sozialformen erlaubt sind, wird durch die Wahl des Ortes festgelegt: Wer sich im Klassenraum aufhält, signalisiert Austauschbereitschaft, Kooperationswillen, Hilfsbereitschaft und darf angesprochen werden. Wer sich in der Schulbibliothek niederlässt, möchte in Ruhe an der Klassenarbeit arbeiten und soll nicht gestört werden.

Produkt

handschriftlich
multimodal

Die Schüler*innen erstellten auf dem Laptop eine digitale Argumentation und reicherten ihre Texte mit Fotos an, um ihre Argumente und Beispiele zu verdeutlichen. Die Texte und der Dokumentationsbogen wurden als Dateien im LMS abgespeichert.

Feedback

summativ
formativ

Die Klassenarbeit wurde durch individuelle Beratungsgespräche und Peer-Feedback vorbereitet. Des Weiteren waren die Schüler*innen maßgeblich an der Erstellung der Klassenarbeit beteiligt, indem mithilfe von Schiebereglern verschiedene Klassenarbeitsformate mit den Schüler*innen zusammen erstellt worden sind und man sich gemeinsam auf einen Klassenarbeitsprototypen festlegte. Die Korrektur der Klassenarbeit erfolgte mithilfe eines Erwartungshorizontes (summatives Feedback). Bereits am Ende der Klassenarbeit erfolgte eine Online-Umfrage zu den Erfahrungen zu dieser Klassenarbeit.

Erwartungshorizont (PDF)