Das Klausurprojekt bildete den Abschluss des Marketingeinstiegs in BWL in der Gymnasialen Oberstufe am Berufskolleg in NRW. Darin stellten die Lernenden ein Kommunikationskonzept auf Basis einer selbst erstellten SWOT-Analyse für ein real existierendes, regionales Unternehmen aus Münster zusammen.
Nachdem die Klasse bereits im Laufe der Unterrichtsreihe zum Fahrradhersteller KTM begleitet und in Gruppen eine SWOT-Analyse, eine Strategieformulierung und einen Kommunikationsmix erarbeitet hatte, war es Intention dieses Projektes, den erworbenen Kompetenzzuwachs in einem vergleichbaren Projekt zu bündeln. Eine offene Form bot sich insbesondere an, weil der Umgang mit kuratierten und die Recherche nach eigenen Materialien im örtlich wie zeitlich geschlossenen Raum einer Klausur in dem gewünschten Umfang nicht abzubilden ist. Außerdem hätte das etablierte Klausurformat die erworbenen Kompetenzen nur unzureichend abbilden können. Ausgangspunkt und Anker waren die drei jungen, nachhaltig und regional aufgestellten StartUps roestbar, Finne und liba aus Münster.
Die Lerner erstellten in drei Schritten
Dabei standen unterschiedliche Kommunikations- und Kollaborationsplatformen für die Lernenden und mich als Lerncoach ständig zur Verfügung. Den Start organisierten wir in einer gemeinsame KickOff-Stunde. Der Bearbeitungszeitraum betrug dann ca. drei Wochen und war in drei Meilensteine gegliedert. Eine umfangreiche Evaluation auf mehreren Ebenen schloss das Projekt.
Die Aufgabenstellung mit dem Material für die Lernenden, Projektergebnisse und Evaluation auf Alternative Prüfungsformate (padlet.com) unter der Spalte 1.
Die Schüler*innen konnten das Projekt an einem beliebigen Ort bearbeiten. Das haben sie in großen Teilen zu Hause erledigt. Das lag sicherlich am Umfang und der selbst gewählten Sozialform. Eine Bearbeitung während der Unterrichtszeit fand nicht statt.
Nach dem gemeinsamen KickOff lag die Verantwortung für die zeitliche Einteilung in den Händen der Schüler*innen, was insgesamt sehr positiv aufgenommen wurde. Vielfach hat die Lerngruppe mehr Zeit als bei einer Klausur (inkl. Vorbereitung) zur Bearbeitung gebraucht. Das Setzen von drei Meilensteinen mit Abgabefrist empfanden 15 von 21 Lernende als hilfreich. Ich wollte so die typischen Begleiterscheinungen (Prokrastination, Abgabestress, Nachtarbeit) verhindern. Die Abgabefrist terminierte ich auch immer auf 18:00 Uhr.
Für die Bearbeitung habe ich den Schüler*innen umfangreiche Materialpakete mit Unternehmensbeschreibungen, Zeitungsartikeln, Interviews und Branchenberichten zur Verfügung gestellt. Letztere erhält man z. B. nur nach vorherigem Mailverkehr. Alle Materialien wurden im kollaborativen Bereich des Klassennotizbuches digital hinterlegt. Die Lernenden konnten so selbst gefundene Materialien digital ergänzen und für die Mitschüler*innen zugänglich machen. Davon wurde mehrfach Gebrauch gemacht. Darüber hinaus standen natürlich alle weiteren Materialien wie das lernerseits produzierte Marketingwiki aus der Unterrichtsreihe zur Verfügung.
Die gestellten Aufgaben bilden eher den prozessleitenden Rahmen. Die inhaltliche Ausgestaltung durch die Schüler*innen ließ Raum für einen kreativen wie unterschiedlich breiten und tiefen Umgang mit den Herausforderungen. So konnten die Lernenden selbst das Unternehmen, den strategischen Schwerpunkt und die Kommunikationsmittel frei wählen und definierten auch selbst die Kriterien des Handlungsproduktes.
Entlang eines Erwartungshorizontes erhielten die Schüler*innen zusätzlich Hilfe in Bezug auf die Anforderungen an die Ausarbeitung.In der Evaluation betätigte die Klasse, dass die Aufgaben angemessen und motivierend sowie mit ausreichenden Freiheitsgraden wie Leitplanken ausgestattet waren.
Die Schüler*innen konnten frei alle Hilfsmittel und Materialien verwenden. Auch eine Zusammenarbeit stand der Klasse frei. Alle Hilfen mussten allerdings als Materialquelle (M3, S. 54) oder als Zusammenarbeit (gemeinsam mit …) angegeben werden.
Die Formvorschriften entsprachen den typischen Vorgaben einer schriftlichen, digitalen Hausarbeit per Textverarbeitungssoftware. Vielfach haben sich die Schüler*innen an dieser Stelle mehr Freiheiten gewünscht: Padlets, Präsentationen und OnePager (z. B. per Sway) haben die Lernenden z. B. in der Evaluation genannt. Auch eine Mischung aus verschiedenen Formen wurde mehrfach vorgeschlagen.
Das Feedback zu den einzelnen Ausarbeitungen und zum Format an sich fand auf unterschiedlichen Ebenen statt: